Haflingerzucht :: Betriebsausflug 2017

Ein Weihnachtsmärchen für „Pferdemenschen“ oder:  Der Pony-Park Betriebsausflug 2017

 

Einen Betriebsausflug unternehmen viele Firmen, das ist nichts besonderes.

In der Vorweihnachtszeit zum „Shopping und Sightseeing“ nach London fliegen, das machen tausende Deutsche. Wenn ein Pferdebetrieb einen Ausflug nach London und nicht nach Warendorf zu den Bundeschampionaten tätigt, ist es tatsächlich etwas besonderes.

„Shopping und Sightseeing“, klar, das machte auch das Team vom Pony-Park Padenstedt bei seinem diesjährigen Betriebsauflug nach London.

Aber Pferdemenschen ohne Pferde? Das ging auch in London nicht.

Natürlich stand die berühmte Wachablösung der „Royal Horse Guards“ auf dem Plan.

Die Queen, anlässlich einer Kranzniederlegung am Ausflugstag der Pony-Parker tatsächlich in London anwesend, wird von einer teilweise berittenen Garde traditionell bewacht. Die Zeremonie der Wachablösung ist Anziehungspunkt für tausende Touristen jährlich. Wegen der weltweiten Anschlagsgefahr observiert die berittene Polizei Londons die Wachablösung.

Die prunkvoll „geschmückten“ Pferde, Reiter und Wächter der Royal Horse Guards dienten natürlich den Pony-Parkern als Fotomotiv. Aber die toptrainierten Polizeipferde am Rande des Spektakels stellten einen ebensolchen Anziehungspunkt für die Pferdeliebhaber aus dem Pony-Park Padenstedt dar. So fragte die Auszubildende Ida in bestem Schulenglisch einen Polizisten auf seinem Pferd, ob mit ihm auch Aufnahmen gemacht werden dürften. Er bejahte. Natürlich wollten alle ein Foto von sich und dem Polizisten, der langsam neugierig wurde, als sich eine blaue Pferdejacke mit Pony-Park Beschriftung nach der anderen zum Fototermin neben seinem Pferd „postierte“.

Plötzlich erkundigte sich ein ranghoher, offenbar vorinformierter Polizist

bei Wolfgang Kreikenbohm nach der Pony-Park „Mannschaft“.

Von der Pferdebegeisterung der Pony-Park Mitarbeiter scheinbar überzeugt, fragte er, ob die Gruppe nicht Lust hätte, einmal die Stallungen der Pferde mitten in London zu besuchen. Da brauchte er nicht zweimal zu fragen!

Er organisierte  kurzer Hand eine „Eintrittserlaubnis“ in das Scottland Yard Gebäude für die mitgereisten 12 Pony-Parker. Für Pferdeleute ein Moment wie in einem Märchen:

Das schwere schmiedeeiserne Rollgitter öffnete sich und das Team stand in einem überdachten Innenhof zwischen Futterlager, Mistcontainer, Pferdewaschplatz, Sattelkammer und Aufenthaltsräumen.

Eine kompetente, offenbar leitende englische „Pferdefrau“ nahm die deutschen Gäste sofort mit „offenen Armen“ auf. Sie stellte sich und ihre Arbeit vor. Um die mehrere Stunden täglich dauernde Lederpflege, notwendig wegen des weltbekannten Londoner Regenwetters, beneidete sie niemand.... Sie führte die Pony-Parker durch alle Räume. Doch wo waren die Stallungen?

Eine geschwungene Auffahrt, wie eine Treppe ohne Stufen, führte in den ersten Stock des altehrwürdigen Gebäudes. Dort oben bot sich dem Team des größten Haflingergestüts Deutschlands ein gewohntes Bild: Boxenreihen, saubere Stallgassen, neugierig aus den Boxen blickende Pferde, penibel aufgelistete Futterpläne für individuelle Rationszuteilung und vieles vorbildliches mehr.

Warum stehen die Pferde in London im ersten Stock?

Auch das wusste die fachlich sehr versierte Dame zu beantworten: Bis die Themse ein Sperrwerk erhielt, trat sie häufig über die Ufer und überschwemmte Londons Innenstadt und somit auch das Gebäude der Polizeipferde.

Auch laufende Baumaßnahmen wusste die Beamtin zu erklären: Aus alten Futterlagerplätzen entstanden neue Flächen für den Bau größerer Boxen – zum Wohle der Pferde, denen übrigens zwei Wochen Weideurlaub im Jahr zusteht.

Viele Polizeipferde versehen lange Jahre ihren Dienst dort, berichtete sie weiter.

Mit ca. 20 bis 22 Jahren gehen sie erst in Rente. Es gäbe sogar eine Warteliste von Pferdefreunden, die alte Polizeipferde ins Gnadenbrot nehmen können.

Wer in dem alten aus dem 16. Jahrhundert stammenden Gebäude Prunk, goldene Löwenköpfe oder gar Stuckdecken vermutet, liegt falsch. Schlichte angelsächsische Zweckmäßigkeit dominiert aller Orten, auch bei der Ausrüstung der Pferde, z.B. gut verpasste, weich gepolsterte Sättel – ein Einsatz bei einer Demonstration kann schon einmal bis zu 10 Stunden dauern – durften die Pony-Parker begutachten. Sie erfuhren auch, dass die Londoner Polizeipferde nicht zum Einsatzort transportiert werden. 90 min. „Anritt“ z.B. zum Fußballstadion sind „normal“.

Und wenn ein Londoner Polizeipferd einen “freien Tag“ hat, geht es zum Ausritt in den benachbarten „Hyde Park“. Dort sorgen gepflegte Reitwege und Galoppstrecken für Abwechslung im Polizeipferde-Alltag.

Zum Abschied luden die Pony-Parker ihre freundliche Führerin zu einem Gegenbesuch nach Padenstedt ein, welcher wohl im kommenden Sommer stattfinden wird.

Die Erzählungen der Pferdemenschen von ihrem ganz anderen „Pferdeleben“ mit Haflingern, Ponys und Ferienkindern auf der anderen Seite des Kanals hatten sie doch äußerst neugierig gemacht!

Fazit: Wenn Pferdemenschen auf gleiche treffen, demonstrieren sie sogar beim Betriebsausflug prägnante Zeichen echter „Völkerverständigung“.

 

 



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